Wenn der Wind weht: So erklärt man Kindern die Windkraft

Das Interview!
Windenergie kinderleicht: Ein Bilderbuch von Dr. Thomas Simons
24. Aug. 2020
Windenergie! Wie geht das eigentlich? Dr. Thomas Simons hat darüber ein Kinderbuch geschrieben. Das hatte unsere neue Kollegin Tanja Scharnhoop entdeckt – und für gut befunden. Sie ist bei der LEA zuständig für das Thema Bildung. Eine gute Gesprächsgrundlage!

Scharnhoop: Wir haben etwas gemeinsam: Wir beschäftigen uns beide mit dem Thema Bildung im Bereich der Erneuerbaren Energien. Und deswegen sind Sie, Herr Simons, auch goldrichtig bei mir gelandet, als Sie sich mit Ihrem Kinderbuch an uns gewandt haben.

Ich bin jetzt seit Juni bei der LEA zuständig für das Thema Bildung in Zusammenhang mit den erneuerbaren Energien. Ich finde Ihr Büchlein auch sehr interessant, weil es nämlich auch eine meiner Zielgruppe anspricht – nämlich die Allerjüngsten. Und Sie, Herr Simons, vermitteln mit Ihrem Buch ja auch Wissen. Wie sind Sie darauf gekommen, solch ein Buch zu schreiben und zu gestalten?

Simons: Meine ältere Tochter wird bald fünf Jahre alt. Von daher war die Zielgruppe klar – denn natürlich habe ich meiner Tochter schon öfter versucht, zu erklären, was ich beruflich mache und was Windkraft ist, mit der ich mich tagtäglich beschäftige.

Im Kollegenkreis, in dem es auch viele Eltern gibt, war auch großes Interesse vorhanden. Und so habe ich dann ein Buch daraus gemacht.

Dr. Thomas Simons

Dr. Thomas Simons
(Foto: privat)

Tanja Scharnhoop

LEA-Mitarbeiterin Tanja Scharnhoop

Scharnhoop: Was genau machen Sie beruflich?

Simons: Ich bin beim Projektträger Jülich beschäftigt, und ich arbeite in der Forschungsförderung für Windenergie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi).

Scharnhoop: Ich stelle mir vor, dass es schwierig ist, Kindern das zu erklären auf einem Niveau, was das wirklich verständlich ist. Wie sind Sie da auf das Thema „Windräder“ gekommen? Haben Ihre Kinder da nachgefragt?

Simons: Ich glaube, ich bin jemand, der gerne davon erzählt, was er tut. Und da man an Windenergieanlagen ja doch sehr häufig vorbeifährt und es mir auch wichtig ist, meinen Töchtern Windenergie zu erklären – wobei meine Jüngste mit Anderthalb da noch nicht in dem Alter ist, in dem ich ihr viel erklären kann. Das habe ich versucht, sehr einfach herunterzubrechen.

Scharnhoop: Das ist ja ein sehr technisch besetztes Thema, was ich mir sehr schwer vorstelle, Kindern zu vermitteln. Ich finde, dass Ihnen das sehr gut gelungen ist mit Ihrem Büchlein. Welche Rückmeldungen haben Sie bisher dazu bekommen?

Simons: Fangen wir mal mit meinen Töchtern an: Sie waren die ersten Testleser, und es ist für sie ganz natürlich, dass Papa ein Buch geschrieben hat und dass es da natürlich um Windenergie geht.

Scharnhoop: Und Ihre Töchter sind ja auch die wichtigsten Kritiker!

Simons:  Natürlich! Sie haben sehr schnell verstanden, um was es dabei geht und erklären auch ihren Freunden Windenergie. Von Eltern habe ich auch Rückmeldung bekommen oder von anderen Interessierten, die sich sehr darüber freuen, dass es ein Buch gibt, das sachlich und nicht wertend an das Thema herangeht.

Die Tochter von Thomas Simons hat ein Buch über Sonnenenergie gemalt

Früh übt sich: Thomas Simons´ ältere Tochter hat ebenfalls ein Bilderbuch gemalt und geschrieben mit Hilfe ihrer Mutter.
(Foto: privat)

Mir ist nämlich aufgefallen, dass das schon ein bisschen ein Alleinstellungsmerkmal ist für die jüngste Zielgruppe – dass da keine Wertung drin ist, sondern dass den Kindern zugetraut wird, sich gegebenenfalls selbst eine Meinung zu bilden oder eine Wertung vorzunehmen.

Übrigens hat mir meine ältere Tochter ein Büchlein zur Sonnenenergie geschrieben – auch inspiriert von unserer eigenen Photovoltaikanlage, die wir erst seit Januar auf dem Dach haben. Sie hatte die Idee, und meine Frau hat sie dabei unterstützt, indem sie das, was sie gesagt hat, aufgeschrieben hat, und sie haben beide etwas gemalt.

Scharnhoop: Was mir unheimlich gut gefällt, sind Ihre Vergleiche aus der Tierwelt. Damit können Kinder sehr gut etwas anfangen – der Generator, der so 

viel wiegt wie zum Beispiel 16 Elefanten. Oder dass Windräder so hoch sein können wie 25 Giraffen. Das finde ich sehr schön veranschaulicht. War das inspiriert von Ihren Töchtern, oder haben Sie diese Vergleiche selbst erdacht?

Simons: Natürlich war das von meinen Töchtern oder anderen Kindern inspiriert. Dabei geht es um Dimensionen, bei denen sich auch noch Erwachsene schwertun, sich diese richtig vorzustellen. Von daher war es wichtig, etwas aus der Erlebniswelt der Kinder zu finden.

Gut, einen Elefanten hochgehoben hat vielleicht kein Kind, aber sie können sich vorstellen, dass ein Elefant ein sehr schweres Tier und eine Giraffe ein sehr hohes Tier ist.

Scharnhoop: Stellen Sie auch Wissenslücken bei Erwachsenen fest? Nicht jeder Erwachsene könnte ja ein Windrad erklären.

Simons: Na klar! Das Buch hat hoffentlich einen Multiplikatoreffekt. Ich vermittle darin ein relativ oberflächliches Wissen. Kinder, die vielleicht sechs oder sieben Jahre alt sind werden sicherlich noch eine Reihe Frage stellen, die tiefer bohren und die vielleicht nur die wenigsten Erwachsenen beantworten können und die sich selbst nochmal schlau machen müssen.

Keine Ahnung, ob mein Buch bei Erwachsenen Wissenslücken schließt, aber vielleicht konsolidiert es das vage Wissen, das bei vielen vorhanden ist. Ich glaube jedoch nicht, dass die meisten Erwachsenen durch das Buch sehr viel Neues lernen werden. Vielleicht ein paar zusätzliche Details, die einem nicht so bewusst sind.

Scharnhoop: Bei der LEA machen wir uns auch Gedanken, welche Zielgruppen wir ansprechen wollen. Unsere Maßnahmen, die wir hier umsetzen wollen, gründen auf Inhalten, die der integrierte Klimaschutzplan uns vorgibt. Dort sind ausdrücklich mehre

Zielgruppen angesprochen – das fängt an bei den Jüngsten.

Da ist sogar die Rede vom Krippenalter. Außerdem Kinder in Kindertagesstätten, aber auch Schulkinder und Auszubildende bis hin zu Angeboten für Erwachsene – da wollen wir wirklich alle Zielgruppen mit altersgerechten Angeboten erreichen.

Insofern finde ich Ihr Büchlein auch sehr interessant, weil es eben genau da ansetzt, wo ich ansetze – also bei den Allerjüngsten, bei denen wir Wissen auch schon anlegen können. Kinder sehen Windräder und fragen sich, was das ist und wie es funktioniert, Strom damit zu erzeugen. Wir Erwachsenen haben die Aufgabe, die Dinge zu erklären.

Ihr Buch ist ein schönes Beispiel dafür, wie man die Allerjüngsten schon mitnehmen kann in unsere Welt.

Das Gespräch begleitete Till Frommann.

Windenergie kinderleicht: Ein Bilderbuch von Dr. Thomas Simons

Das Buch „Windenergie kinderleicht“ kostet 4,99 Euro (ISBN 978-3-946732-68-6).