Mieterstrom: Dezentral und nachhaltig

Die LEA berichtet!
Mieterstrom
09. Okt. 2020
Dezentrale Stromerzeugung? Solche Lösungen sind in Deutschland auch unter dem Begriff "Mieterstrom" bekannt. Die LEA hatte zu diesem Thema einen Online-Marktplatz veranstaltet.

Die Energiewende braucht ganzheitlich geplante, nachhaltige Lösungsansätze. Dazu gehört auch die zunehmend dezentralisierte Stromerzeugung – etwa durch Photovoltaik-Anlagen und Blockheizkraftwerke für große Wohnanlagen und Quartiere. Solche Lösungen sind in Deutschland unter dem Begriff „Mieterstrom“ auf dem Vormarsch.

„Der Mieterstrom ist elementar, wenn es darum geht, erneuerbare Energien in der Breite einzuführen“, sagt Alexander Becker, Projektleiter für Energiedienstleistungen bei der LEA Hessen (LEA LandesEnergieAgentur Hessen GmbH) in Wiesbaden. „Neue Impulse für dieses Konzept gibt die aktuelle EEG-Novelle, die wir gemeinsam mit Dienstleistern, Kunden und rechtlichen Experten diskutieren.“ Die LEA hat deshalb zum Online Marktplatz Mieterstrom eingeladen. Alexander Becker: „Auch in Zeiten des Abstandhaltens haben wir die wichtigsten Beteiligten zusammengebracht, um den Mieterstrom nachhaltig voranzubringen.“

Mehr Klarheit, weiteres Optimierungspotenzial

Besondere Aktualität erhielt der Online Marktplatz der LEA dank der frisch verabschiedeten Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Cornelia Viertl vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat dabei gute Neuigkeiten für Mieterstromanbieter und -anwender: „Die EEG-Novelle bringt mehr Klarheit für die Mieter in puncto Mieterstrom und macht sie damit noch mehr zu aktiven Teilnehmern an der Energiewende.“ Viele Kritikpunkte am ursprünglichen Mieterstrom-Gesetz seien in die Umsetzung des Gesetzentwurfs eingeflossen, der noch in diesem Jahr beschlossen werden könnte.

Broschüre: "Mieterstrom in Hessen"

Die Broschüre

„Mieterstrom in Hessen – Eine Auswahl von Good-Practice-Beispielen“

finden Sie hier als Download.

Eine rechtliche Einordnung der neuen Bestimmungen gab Dr. Malaika Ahlers, Rechtsanwältin mit Schwerpunkt Immobilienwirtschaft bei Becker Büttner Held in Berlin. Sie sieht noch viel Potenzial im Mieterstrom: „Derzeit positionieren sich Energieversorger immer mehr als Rundumpartner für alle Energiefragen. Die Kooperation mit der Wohnungswirtschaft in Modellen wie dem Mieterstrom ist eine Win-win-Situation.“ Ebenso sieht es Christoph Landeck, Leiter Geschäftsfeldentwicklung Messwesen & Wohnungswirtschaft bei der ASEW, in seinem Vortrag. „Viele Stadtwerke in unserem Effizienznetzwerk bieten schon länger Mieterstrom an. Gerade im Bereich der Messung und Abrechnung sehen wir aber noch Optimierungspotenzial.“

Mieterstrom ist – und bleibt – Erfolgsmodell

In den größeren Kontext der Energiewende stellte Prof. Dr. Peter Birkner, Geschäftsführer des House of Energy e.V., den Mieterstrom: „Ertragsmaximierung wie bei konventionellen Energieträgern ist für erneuerbare Energien zweitrangig. Um die natürlichen Schwankungen etwa des Windes oder der Sonneneinstrahlung auszugleichen, braucht es vielmehr eine möglichst große Anzahl unterschiedlicher und flexibler Erzeuger.“ Der Mieterstrom trägt einen Teil dazu bei, indem er auf Haus- oder Quartiersebene dezentrale Versorgungsnetze aufbaut und so das Gesamtsystem stabilisiert.

Dass das Modell Mieterstrom auch von den Verbrauchern gut angenommen wird, berichtete Dr. Thomas Otterbein, Vorstand der BürgerEnergieRheinMain eG: „Unsere zwei Mieterstrom-Projekte mit Photovoltaik und einem Quartiers-Blockheizkraftwerk zeigen, dass das Konzept besonders von Neumietern sehr gut und gerne angenommen wird.“ Neben dem nachhaltig orientierten Zeitgeist spielen dabei vor allem die reduzierten Preise für Strom und, bei einer Kraft-Wärme-Kopplung, Wärme eine tragende Rolle.

Belebter LEA Online Marktplatz der Ideen und Anbieter
Nach den impulsgebenden Vorträgen war auf dem Online Marktplatz Mieterstrom ausreichend Zeit für einen lebendigen Austausch der Ideen. Zudem stellten mehrere digitale „Aussteller“ ihre Mieterstrom-Angebote vor – darunter die prosumergy GmbH, die Mainova AG, die Solarimo GmbH und die Süwag Grüne Energien und Wasser AG & Co. KG. Alexander Becker freut sich über den großen Zulauf für die rein digitale Veranstaltung: „Dass der Erfahrungsaustausch zwischen Experten und Anwendern auch im digitalen Rahmen funktioniert, zeigt die rege Beteiligung. Wir bei der LEA verfolgen die weitere Entwicklung insbesondere der EEG-Novelle kontinuierlich – und stehen selbstverständlich für Fragen und Rat sehr gerne zur Verfügung. Den Austausch zu diesem wichtigen Thema werden wir sicher weiterführen.“