Windkraft und Artenschutz vereinen

Das Interview!
Ein Windrad mit Wolken und Wiese
27. Mai. 2021
Mit einem neuen Hilfsprogramm will das Land Hessen Windenergie und Artenschutz voranbringen. Ziel des Programms, das letzten Freitag vorgestellt wurde, ist es, die Lebensräume windenergiesensibler Vogelarten und Fledermäuse aufzuwerten.

In der LEA Hessen angedockt ist das Bürgerforum Energiewende Hessen. Es unterstützt hessische Kommunen bei der Planung und Nutzung erneuerbarer Energien. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die Arbeit mit Kommunen in denen Windkraftanlagen geplant sind. LEA-Geschäftsführer Dr. Karsten McGovern kennt das neue Hilfsprogramm und weiß es einzuordnen.

In welchem Zusammenhang steht das Programm?

Dr. Karsten McGovern: Das neue Hilfsprogramm steht am Ende eines Gesamtkonzepts, das den Klimaschutz und den Artenschutz vereint. Ganz am Anfang stand die Ausweisung von rund zwei Prozent der hessischen Landesfläche als Windvorranggebiete – also nur dort dürfen Windkraftanlagen entstehen. Diese zwei Prozent Fläche wurden bereits so ausgewählt, dass nur möglichst konfliktarme Bereiche in die Windkraft-Planung einbezogen wurden.

Der nächste Schritt war der Naturschutzerlass für die Windkraftgenehmigungen. Dieser Erlass regelt die Artenschutz-Belange bei der Genehmigung von Windkraftanlagen noch präziser und ausgewogener.

Als dritten Schritt hat man sich nun auf die Suche gemacht nach Schwerpunkträumen für besondere Maßnahmen für windkraftsensible Vogelarten wie etwa den Schwarzstorch oder den Rotmilan. Dadurch will man eine gewisse „Zugwirkung“ weg von den Windvorranggebieten hin zu diesen besonders geschützten Räumen erzeugen. Es geht aber nicht nur darum, einen Ausgleich zu schaffen, sondern insgesamt die Lebensräume vieler Vogel- und Fledermausarten, sowie deren Populationsentwicklung zu verbessern.

Wie kann das erreicht werden?

Es gibt ein ganzes Maßnahmenbündel. Vor allem geht es um lebensraumverbessernde Maßnahmen. Ein Beispiel sind Schutzhülsen um Bäume auf denen ein Rotmilan brütet. So kommen Waschbären nicht mehr an die Brut.

Ein anderes Beispiel ist die Aufwertung von Feuchtgebieten. Sie sind als Futterräume wichtig für Schwarzstörche. Aber auch die Forschung zu diesen Lebensräumen soll vorangetrieben werden. Daraus können dann weitere Schutzmaßnahmen abgeleitet werden.

Dr. Karsten McGovern
Foto: Christof Mattes

Dabei wirkten ja Naturschutz- und Windenergieverbände mit.

Richtig. Namentlich waren das der Bundesverband WindEnergie (BWE), der Naturschutzbund Deutschland in Hessen (NABU Hessen), der Bund für Umwelt und Naturschutz in Hessen (BUND Hessen) und die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON). Das Bürgerforum Energiewende Hessen hat diesen Prozess begleitet und moderiert. Das ist bemerkenswert und ein bundesweites Vorbild, dass ein schlüssiges gemeinsames Gesamtkonzept mit diesen unterschiedlichen Interessensgruppen erarbeitet werden konnte.

Was verbindet die Organisationen?

Das Wissen, dass es nötig ist, den Ausbau der erneuerbaren Energien mit dem Artenschutz zu vereinen. Wir brauchen beides. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist Klimaschutz, Klimaschutz ist Artenschutz.