
Dr. Karsten McGovern, Geschäftsführer der LandesEnergieAgentur Hessen
Die LandesEnergieAgentur Hessen (LEA) hat bei DB Energie eine Studie in Auftrag gegeben, dem Energieversorger der Deutschen Bahn, wie der Wasserstoff umweltfreundlich von A nach B gelangt. Mit spannenden Ergebnissen für die Zukunft.
„Der Transport über die Straße ist keine wirkliche nachhaltige Lösung“, sagt Dr. Karsten McGovern, Geschäftsführer der LEA.
Damit der Wasserstoff in einer künftigen Wasserstoffwirtschaft nicht ausgeht, sagt McGovern, müsse man nicht nur eine ausreichende Menge an vorzugsweise grünem Wasserstoff produzieren, sondern auch die Verteilung und Belieferung organisieren.
„Grüner Wasserstoff“ bedeutet, dass für die Herstellung des Wasserstoffs ausschließlich Erneuerbare Energien genutzt werden. Die Herstellung von Wasserstoff ist sehr energieintensiv. Wird zur Gewinnung Erdgas eingesetzt und Kohlendioxid (CO2) dabei freigesetzt, spricht man von „grauem Wasserstoff“. Wird das CO2 gespeichert, sprechen Wissenschaftler von „blauem Wasserstoff“.
Die gesamte Studie
„Potenzialbeschreibung
Wasserstofftransport über das
Schienennetz“
finden Sie hier.
„Wir sehen den Transport über die Bahn als zukunftsweisend an“, sagt McGovern. Die Studie zeige, dass Wasserstoff über die Eisenbahn funktioniert: „Die praktische Erprobung kann beginnen“, erklärt Karsten McGovern.
Die Studienmacher empfehlen ein Pilotprojekt, damit danach ein Regelbetrieb zugelassen werden kann. Das Rhein-Main-Gebiet sei dafür prädestiniert – denn hier, so die Erkenntnis der Studie, seien alle Grundlagen vorhanden.
Von November 2019 bis April 2020 hatte DB Energie im Auftrag der LEA mit Partnern aus Industrie, der Verkehrs- und Logistikbranche untersucht, wie man Druckwasserstoff technisch, betrieblich und genehmigungsrechtlich über die Schiene transportieren kann. Das Ergebnis: Es funktioniert!
Reduzierter Feinstaub, reduzierter Lärm
Und die Nachfrage ist vorhanden: Ab Ende 2022 will die Hessische Landesbahn GmbH im Taunusnetz 27 Brennstoffzellenzüge auf das Gleis bringen.
Die Studie hatte eine fiktive Bahnstrecke vom Industriepark in Höchst als Erzeugerort nach Friedberg festgelegt – zu einer ebenso noch fiktiven Schienentankstelle. Außerdem spielte die Studie durch, dass die Bahn den öffentlichen Nahverkehr in Wiesbaden mit Wasserstoff beliefert.
Ein Ergebnis: Unter ähnlichen Voraussetzungen und der aktuellen Gesetzeslage beim Transport über die Straße würde ihr simulierter Schienentransport geringfügig günstiger sein und damit zusätzlich zum umweltfreundlicheren Transport einen wirtschaftlichen Vorteil besitzen. Auch die Straßen in Ballungsräumen würden dadurch entlastet – inklusive reduziertem Lärm und Feinstaub.
Titelfoto: Michael Ismar, NPROXX (Montage)