Summa summarum: Alles für die Bienen!

Das Interview!
Biene
03. Nov. 2021
Christina Gruber-Eifert ist, kann man sagen, Expertin für Bienen. Mit dem Insekt beschäftigt sich die Dozentin intensiv. Was das mit Nachhaltigkeit zu tun hat, erzählte sie dem Frag-die-LEA-Blog in diesem Gespräch.

Ihre Thematik ist eine von vielen im Rahmen der Reihe „Zukunftsgerechte Energie für alle“, die der Hessische Volkshochschulverband in Zusammenarbeit mit der LEA Hessen organisiert hat.

Die meisten Menschen kommen auf den Hund – weshalb sind Sie auf die Biene gekommen?

Ich hatte schon immer eine Verbindung zur Natur und war als Kind viel draußen. Zu den Bienen habe ich jedoch erst vergangenes Jahr im Mai gefunden, als ich zum ersten Mal vom bundesweiten Bienenfutterautomatenprojekt gelesen habe. Ich fand die Idee großartig, dass man diese Plastikkapseln, in denen sich sonst ein kleines Spielzeug oder Kaugummi befindet, mit Blumensamen befüllt und sich auf dem Weg für den Erhalt der Bienen einsetzt.

Es begeisterte mich so sehr, dass ich selbst aktiver Teil des Projektes geworden bin. Mit dem eigenen Standort und der thematischen Auseinandersetzung, hat sich auch meine Verbindung zu den Bienen entwickelt.

Meine Wahrnehmung hat sich verändert und seitdem gehe ich mit offeneren Augen durch die Welt.

Wenn ich heute Bienen sehe, betrachte ich sie ganz genau und stelle mir die Frage: Was ist das für eine? Welche Arten gibt es?

Bienenexpertin Christina Gruber-Eifert

Bienenexpertin Christina Gruber-Eifert (Foto: privat)

Ich habe sogar schon mal eine schwarze Holzbiene mit blauen Flügeln entdeckt.

Klingt so, als wenn sich eine ganz neue Welt für Sie erschlossen hätte?

Genau. Ich bin von Berufs wegen Pädagogin und liebe es, immer wieder etwas Neues zu lernen – auch gemeinsam mit Kindern. Und so führte mich mein Weg zur Biene!

Und das, was Sie über Bienen gelernt haben, haben Sie jetzt im Rahmen der Reihe „Zukunftsgerechte Energie für alle“ weitergegeben, die der Hessische Volkshochschulverband veranstaltet. Wie sieht solch ein Kurs aus? Was haben sie dort mit den Teilnehmenden gemacht?

Ich habe dort ganz praktisch gezeigt, wie sich theoretische Themen im Alltag gut umsetzen und verbinden lassen. Das Bienenfutterautomatenprojekt eignete sich zur Vorstellung sehr gut, denn der Nachhaltigkeit zuliebe verfügt auch jeder Automaten Standort über eine Sammelbox, über die genutzte Kapseln für eine erneute Befüllung zurück gegeben werden können.

Bienenfutterautomatenprojekt – ein ganz schön langes Wort!

(lacht) Mein Kursangebot fand an zwei Terminen statt: Beim ersten Termin hielt ich online einen anderthalbstündigen Vortrag darüber, welche Verbindungen zwischen den Themen Energie, Nachhaltigkeit und Biene bestehen.

Der Bienenfutterautomat in Oberursel

Der Bienenfutterautomat in Oberursel (Foto: privat)

Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung waren ein wichtiger Teil meiner Präsentation, weil sie veranschaulichen, wie sehr die verschiedenen Bereiche miteinander verknüpft sind und aufeinander einwirken. Ich erklärte die Hauptgründe für das massive Insektensterben und nannte gleichzeitig innovative Lösungsansätze: wie z.B. das Konzept eines Blühflächen Ausgleichs in der Landwirtschaft oder die Biogas Gewinnung aus geernteten, bienenfreundlichen Pflanzen.

Einen Tag nach dem Vortrag, fand eine gemeinsame Exkursion mit den Teilnehmern zu einem der Bienenfutterautomaten statt. Denn wenn man davon hört, möchte man es auch sehen, anfassen und mitmachen. Für die Teilnehmenden gab es am Ende des Exkursion auch eine kleine Überraschung mit auf den Weg: sie bekamen eine kleine Dose, die gefüllt war mit Give-aways, sowie regionalen Ideen und Inspirationen zum nachhaltigen Handeln im Alltag.

Woher bekommt man eigentlich solche alten Kaugummiautomaten her?

Die Bienenfutterautomaten bekommt man über Sebastian Everding, den Erfinder des Projekts. Er kauft die Geräte direkt von Automatenaufstellern, von denen viele gerade viele in Rente gehen, die ansonsten in der Müllpresse landen würden. Durch das Upcycling erhalten sie eine neue Aufgabe und werden im Sinne der Nachhaltigkeit sinnvoll wiederverwendet. Sie sind auch ein gutes Beispiel für gelebtes Ressourcenbewusstsein.

Und der Sinn des Saatguts ist es, die Bienen zu retten?

Ja, genau. Besonders die Wildbienen, die sich sehr von den Honigbienen unterscheiden und auf einzelne Blüten spezialisiert sind, benötigen dringend unsere Unterstützung. Eine Studie ergab, dass innerhalb von dreißig Jahren das Insektensterben um 75 Prozent zugenommen hat. Freunden von mir ist zum Beispiel aufgefallen, dass es in diesem Jahr kaum Wespen gab.

In China bestäuben sie jetzt zum Beispiel die Blüten von Hand, weil es nicht mehr genügend Bienen für diese Aufgabe gibt. Das Thema ist sehr vielschichtig. Ich möchte die Menschen für die Wichtigkeit der Insekten sensibilisieren. Für mich ist die Biene eine Botschafterin für Nachhaltigkeit, weil sie zeigt, dass wir für unsere Erde aktiv werden müssen.

Was passiert denn, wenn alle Bienen sterben würden?

Ich möchte mir das ehrlich gesagt überhaupt nicht vorstellen und hoffe, dass sich das Bewusstsein dahingehend verändert, dass wir wirklich aktiv werden. Es gibt ein Zitat, dass der Mensch wenige Jahre später stirbt, wenn die Biene komplett verschwunden ist. Alles ist eng miteinander verbunden, und wenn es irgendwo anfängt zu wackeln, wird das gesamte System inaktiv.

Wenn alles zusammenhängt: Wie haben Sie den Bogen in Ihrem Vortrag geschlagen von der Biene zum Thema Energie?

Ich habe zunächst die Teilnehmer meines Vortrags gefragt, was sie persönlich unter dem Begriff „Energie“ verstehen und darüber die Verbindung zum Thema Nachhaltigkeit und den 17 Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 hergestellt. Unser Energieverbrauch und Konsumverhalten hat Auswirkungen auf die Wirtschaft und die landwirtschaftliche Nutzung von Feldern.

Und vielleicht ein bisschen genauer: Wie schaffen Sie es in Ihren Vorträgen, die Menschen zu überzeugen, ihren Lebensstil zu ändern und dass sie einen ressourcenschonendend mit Energie umgehen?

Biene

Foto: Pexels / zoosnow

Über Freude und Begeisterung, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Denn ganz ehrlich: Wenn mich vor drei Jahren jemand zum Thema Nachhaltigkeit befragt hätte, was ich darunter verstehe, wäre meine erste Assoziation gewesen, dass es in erster Linie um Verzicht oder Verbote geht. Und genau das möchte ich nicht: Ich möchte neue Perspektiven öffnen und zeigen, dass auch ernste Themen spannend sein können, Spaß und Freude machen.

Das Bienenfutterautomaten Projekt ist ein schönes Beispiel dafür: Es ist bereits sehr lösungsorientiert. Es zeigt: Da gibt es ein Problem, aber es gibt auch Lösungen. Über die Automaten kommt man ins Gespräch mit den Menschen und am Ende geht es überhaupt nicht darum, ob man die Kapseln mit den Samen kauft und diese einpflanzt, sondern es geht um das Thema Bewusstsein. Die eigene Verbindung zu diesen Themen zu finden.

Mitmachen mit Begeisterung? Wäre das eine gute Zusammenfassung?

Genau. Menschen zu inspirieren und ihnen aktive Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Bewusst miteinbezogen werden. Sie müssen berührt werden mit dem Thema!

Ihr Kurs ist Teil der Reihe „Zukunftsgerechte Energie für alle“. Haben Sie von Teilnehmenden gehört, dass sie auch andere Angebote aus dem Kursangebot wahrnehmen wollen?

Ich habe darauf aufmerksam gemacht, dass es noch weitere Kurse gibt. Eine Teilnehmerin hatte erzählt, dass sie sich bereits für weitere Vorträge und Workshops angemeldet habe. Das ist das Schöne, dass sich der Bogen von meinem Kurs zu den anderen Themen spannt.

Also sind Sie nicht nur Multiplikatorin für die Biene, sondern auch für die anderen Kurse, die der Hessische Volkshochschulverband anbietet?

Das ist das große Ziel – Menschen zusammenzubringen und aufzuzeigen, dass es viele Möglichkeiten gibt, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen.

Das Gespräch führten Tanja Scharnhoop und Till Frommann.

Titelbild: Pixabay / Ben_Kerckx