Europas grauer Schatten

Die LEA berichtet!
Bild: Pixabay / Analogicus
21. Sep. 2020
Umweltverschmutzung und Klimawandel sind verantwortlich für jeden achten Todesfall in der EU. Diese erschreckenden Zahlen zeigt eine neue Studie.

Nach einer Studie der Europäischen Umweltagentur EEA steht jeder achte Todesfall in Europa in einem Zusammenhang mit Umweltverschmutzung und Klimawandel. An erster Stelle stehe die Luftverschmutzung: „In der EU werden jedes Jahr mehr als 400 000 vorzeitige Todesfälle durch Luftverschmutzung verursacht“, so die EAA. Hiernach folgt die Lärmbelastung mit rund 12.000 vorzeitigen Todesfällen. An dritter Stelle stehen die Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere von Hitzewellen. Vor allem Städte seien besonders anfällig für die Bedrohungen durch Umweltverschmutzung und Klimawandel.

Hitzewellen gefährden Risikogruppen

In einem eigenen Kapitel widmet sich die EEA den Folgen des Klimawandels: Zu den direkten gesundheitliche Auswirkungen des Klimawandels zählen die Autoren etwa Tod und Verletzungen in Folge von Extremwetterlagen, Überschwemmungen und Waldbränden. Hinzu komme ein erhöhtes Risiko für Krankheiten, die sich über Lebensmittel und Wasser verbreiten. Zwischen 1980 und 2016 starben allein in den ausgewerteten Ländern rund 8.000 Menschen durch Überflutungen.

An den indirekten Folgen sterben wesentlich mehr Menschen. „Hitzewellen sind das tödlichste Extremwetterereignis in Europa“, so die EEA. Die Hitzewelle von 2003 habe 70.000 vorzeitige Todesfälle verursacht. Daten für die Rekordhitze-Sommer 2018/2019 konnten von den Forschern nicht berücksichtigt werden. Vor allem Stadtbewohner seien aufgrund des Wärmeinseleffekts extremer Hitze ausgesetzt, warnt die EEA und empfiehlt mehr Grün- und Blauflächen (Wasser). Ältere, Kranke, Kinder, schwangere Frauen und sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen seien anfälliger für die Klimafolgen.

Auch Hessen betroffen

Vergleicht man die europäischen Analysezeitraum mit Daten aus Hessen, zeigt sich ein ähnlicher Trend. Heiße Tage (Tageshöchsttemperatur bei 30 Grad oder darüber), traten im Zeitraum 1971 bis 2000 im Mittel über ganz Hessen an 6,1 Tagen pro Jahr auf. Im heißen Sommer 2003 lag die Anzahl der heißen Tage bei knapp 23 Tagen, also 17 Tage über dem Durchschnitt des Zeitraumes 1971–2000 (Quelle: Klimawandeln in der Zukunft, HLNUG 2019). Betrug die mittlere Jahrestemperatur zwischen 1900 und 1930 noch 8,2 Grad, stieg sie zwischen 1991 und 2017 9,2 Grad.

„Die Studie rüttelt wach“, so Karsten McGovern, Geschäftsführer der LandesEnergieAgentur Hessen (LEA):

„Sie zeigt abermals, dass Klimaschutz auch Schutz der Gesundheit bedeutet. Vor allem die Hitzewellen machen hessischen Stadtplanern und Verantwortlichen in den Gemeinden Sorgen.“

Das lasse sich auch daran ablesen, dass die Onlinekurse der LEA zum sommerlichen Wärmeschutz in Gebäuden stets gut gebucht wurden.

Dr. Karsten McGovern

Karsten McGovern
Geschäftsführer der LandesEnergieAgentur Hessen

Wärmeschutz-Experte Stefan Heyde hatte das Programm konzipiert: „Ich denke, wir müssen unseren Fokus weiten: Es geht ja nicht nur um hitzebedingte Gefährdungen für Risikopatienten.

Für die breite Masse geht es um ihre Leistungsfähigkeit, um Wohlbefinden und Lebensqualität. Die Hitze setzt uns allen zu – Kranken wie Gesunden.“

Stefan Heyde

Wärmeschutz-Experte Stefan Heyde

Dämmen als Gesundheits- und Klimaschutz

Auch umgekehrt funktioniert Klimaschutz: „Einige der Maßnahmen, die die Gesundheit schützen, schützen auch das Klima“, erklärt Boris Klinec. Er ist bei der LEA Experte für Energiesparen: „Wer etwa sein Haus dämmt, hocheffiziente Fenster einsetzt und diese mit außenliegendem Sonnenschutz versieht, sorgt dafür, dass es in seinen vier Wänden im Sommer kühler ist – und spart CO2, weil er weniger heizen muss.“

In Hessen sind 1,4 Millionen Wohnungsgebäude für 26 Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich. Bis 2025 will Hessen die Quote von energetischen Sanierungen von ein auf zwei Prozent und damit auf 27.000 Gebäude steigern. Deswegen gibt es in Hessen vorteilhafte Förderprogramme. „Sanieren lohnt sich also dreifach: für die Gesundheit, für die Umwelt und für den eigenen Geldbeutel“, fasst Karsten MCGovern zusammen.

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